Wisch und weg - Die Putzfrauen, 1997
"Wisch und weg - Die Putzfrauen"
Große Elbstraße 164, Treppenmauer.
Entwurf und Realisation: Hildegund Schuster.
Sponsoring: R&S Baugesellschaft - Foto: Hildegund Schuster ©
Eine Arbeit, die häufig erst gesehen wird, wenn sie nicht getan wurde, ist Thema des Wandgemäldes von Hildegund Schuster am Treppenaufgang des Wohnhauses Große Elbstraße 164. Auch im Hafen wird diese „typische Frauenarbeit“ des Saubermachens kaum beachtet. Für das Bild hatten wir uns eine Wand an einem Gebäude der Fischmarkt Hamburg-Altona GmbH gewünscht, aber dort, so ließ man uns aus der oberen Etage wissen, gebe es keine Reinigungsfrauen.
Die Wand am Treppenaufgang nutzte die Künstlerin optimal: auf kleinstem Raum von ca. 11 qm veranschaulicht sie, optisch durch die Stufung der Treppe betont, die typische Arbeitsbelastung des Jobs: die ständig gebückte Arbeitshaltung beim Feudeln oder Eimerschleppen. Hinzu kommen immer größer werdende Putz-Reviere bei stetiger Zeitverknappung: die „Uhr im Nacken“ erhöht die Anspannung. Exzeme infolge aggressiver Reinigungsmittel gehören zum Berufsalltag und an dessen Ende die kärgliche Rente: Denn meist wird gewerbliches Putzen als ein „Zwei-Stunden-Job“ der „geringfügig Beschäftigten“ ohne soziale Absicherung wie Renten- oder Erwerbslosenversicherung gemacht.
Im Bild erhält das in Grau gehaltene Arbeitsfeld durch das strahlende Blau der Mülltüten und die Weißtöne von Putzmittel und Arbeitskittel das optische Signal von hygienisch und frisch geputzt.
Zur Entstehungszeit des Gemäldes waren kostensenkende Privatisierung und das Auslagern von Reinigungsarbeit in andere Unternehmen fast abgeschlossen.(1)
Der Wortstreifen links, als leuchtend helle Wandstütze akzentuiert, vertieft mit seinen Begriffen die Bildthematik: Reviere, Exzeme, Rücken, Rente, Kolonne, Hetze, schaumfrei, wisch und weg.
(1) So gab es z.B. am Ende der 1980er bei der HHLA nur noch zwölf festangestellte Reinigungsfrauen und sieben migrantische, bei einer Privatfirma beschäftigte (Mitteilung eines Betriebsrates).