Erstes Frauenwandbild
von 1989 (zerstört)
Große Elbstraße 39
 
"Frauen in der Fischindustrie, 1994"
Große Elbstraße 152
 
"Frauen bei der Kaffee-, Tabak- und Bananenernte"
"Wisch und weg - die Putzfrauen"
"Demonstrantinnen"
Große Elbstraße 164
 
"Der Streik der Kaffeeverleserinnen"
"Prostituierte"
Treppe neben Große Elbstraße 164
 
"Mädchen in Sicht - Zukunft im Hafen"
"Sprung ins kalte Wasser"
Große Elbstraße 210-212
 
"Metallarbeiterinnen und Schweißerinnen
im Hafen" - (Bild entwendet)
 
"Frauen in der Hafenlogistik"
Große Elbstraße 276
 
"Frauen zur See - Seefrauen einst und jetzt"
Neumühlen 3
Pumpwerk Nr. 69
 
"Der Elbe und der Arbeit Wellen"
Neumühlen 16-20
(Straßenkehre am Lawaetzhaus)
 
"Für die Frauen vom Dessauer Ufer"
Neumühlen 16-20
Lawaetzhaus
 
"Frauen ans Ruder"
Neumühlen 21
 
"Frauenarbeit im Hafen
von New York und Hamburg
- Ein Brückenschlag"
Große Elbstraße 132
 
Frauen in Fischindustrie
und am Fischmarkt, 2015
Große Elbstraße 268

Frauen bei der Kaffee-, Tabak- und Bananenernte, 1994

"Frauen bei der Kaffee-, Tabak- und Bananenernte"
Große Elbstraße 164, Ostwand
Entwurf und Ausführung: Cecilia Herrero, Janet Pavone, Hildegund Schuster.
Sponsoring: R&S Baugesellschaft - Foto: johannes Kohl ©

Das zweite Gemälde der FrauenFreiluftGalerie ist ebenfalls eine künstlerische Kooperation von Cecilia Herrero aus Argentinien, Janet Pavone aus New York und Hildegund Schuster aus Hamburg. Es entstand nur wenige Schritte entfernt vom ersten Bild und unmittelbar nach dessen Fertigstellung. Mit seinen warmen, leuchtenden Farben ist ihm anzusehen, in welcher Tradition es steht: Die beiden auswärtigen Künstlerinnen haben in Nicaragua ein Studium der Wandmalerei absolviert, und sie erklärten beim Malen: "wir wollen etwas machen, das wie ein nicaraguanisches Bild aussieht, und es soll auf keinen Fall ein dekoratives werden, also nicht eines, das die Verhältnisse feiert, sondern sie kritisch sieht".

An dem Gebäude aus den 1890ern fällt das Gemälde an der Ostseite schon weithin markant ins Auge. Es macht die Arbeit sichtbar, die zum Reichtum der Hansestadt beiträgt: Frauen in Lateinamerika ernten Bananen und Kaffeekirschen und ein Mädchen Tabak. Diese Naturprodukte sind somit bereits durch Frauenhände gegangen, bevor sie hier anlanden. Hamburg gilt als größter Importhafen Europas für Bananen und Rohkaffee. Sie werden u.a. in der Speicherstadt weiterverarbeitet bzw. veredelt.

Der leuchtendgelbe Wortstreifen lädt zum Nachdenken ein: pesticida - Pestizide (spanisch), Schönheit, Freizeit, death – Tod (engl.), Container, Moral. Die Worte schlagen assoziative Brücken zu den konkreten Arbeitsbedingungen der Frauen, Männer und Kinder in den Herkunftsländern. Diese sind hierzulande relativ wenig bekannt: z.B. wie extrem gesundheitsgefährdend die in konventionellen Bananenplantagen ausgebrachten hohen Mengen an Pestiziden, wie Herbizide, Fungizide und Insektizide, sind.(1) Plantagenarbeiter/innen sind unmittelbar der Einwirkung der Gifte ausgesetzt und zusätzlich belasten diese Luft und Grundwasser.

Hinzu kommt der teils extrem geringe Lohn der Bananenarbeiter/in im Zuge von Preisdumping und Konkurrenzkampf multinationaler Fruchtkonzerne.

Konsum und Wohlstandsmüll - Foto: Hildegund Schuster ©

In der Sockelzone des Gemäldes erscheint ein "Bild im Bild": eine Werbetafel mit blondem Tabak- und Kaffee-Konsumenten. Ihm schenkt eine dunkelhäutige Schönheit symbolisch Kaffee von braun gerösteten Bohnen ein. Sie bildet zugleich die Verbindung von der Ernte der roten Kaffeekirschen zum Verbraucher. Parodierend nimmt die Tafel westliche Reklamebilder auf die Schippe und lässt sich als kritischen Verweis lesen zu Ungleichheit und Ausbeutung im Verhältnis der Erzeugerländer im  ärmeren Süden und der Konsumländer im reicheren Norden - Stichwort: aggressive Preispolitik, um Produkte gewinnmaximierend und bar ethischer Verantwortung gegenüber  Menschen und Umwelt verkaufen zu können. Dazu in der Kehricht-Zone auf Straßenniveau ein Streifen mit Konsummüll achtlos fortgeworfener Bananenschalen und Zigarettenpäckchen ein nachdenklich stimmender Kommentar der Künstlerinnen.

© Elisabeth von Dücker, 2011