Erstes Frauenwandbild
von 1989 (zerstört)
Große Elbstraße 39
 
"Frauen in der Fischindustrie, 1994"
Große Elbstraße 152
 
"Frauen bei der Kaffee-, Tabak- und Bananenernte"
"Wisch und weg - die Putzfrauen"
"Demonstrantinnen"
Große Elbstraße 164
 
"Der Streik der Kaffeeverleserinnen"
"Prostituierte"
Treppe neben Große Elbstraße 164
 
"Mädchen in Sicht - Zukunft im Hafen"
"Sprung ins kalte Wasser"
Große Elbstraße 210-212
 
"Metallarbeiterinnen und Schweißerinnen
im Hafen" - (Bild entwendet)
 
"Frauen in der Hafenlogistik"
Große Elbstraße 276
 
"Frauen zur See - Seefrauen einst und jetzt"
Neumühlen 3
Pumpwerk Nr. 69
 
"Der Elbe und der Arbeit Wellen"
Neumühlen 16-20
(Straßenkehre am Lawaetzhaus)
 
"Für die Frauen vom Dessauer Ufer"
Neumühlen 16-20
Lawaetzhaus
 
"Frauen ans Ruder"
Neumühlen 21
 
"Frauenarbeit im Hafen
von New York und Hamburg
- Ein Brückenschlag"
Große Elbstraße 132
 
Frauen in Fischindustrie
und am Fischmarkt, 2015
Große Elbstraße 268

Gedenkveranstaltung für Dr. Elisabeth von Dücker

Dr. Elisabeth von Dücker
geb. 25. Febr. 1946 - gest. 09. Juli 2020
Foto: Ulrike Gay ©

Die Gedenkveranstaltung für Dr. Elisabeth von Dücker
fand am 26.09.2020 im Galionsfiguren-Saal / Altonaer Museum statt.

Coronabedingt konnten nur 60 Personen teilnehmen.

Mit Reden, Musik, Filmausschnitten und einer Rauminszenierung im typischen Stil von Miss Marples Schwestern, bei der quer durch den Raum auf Wäscheleinen Veröffentlichungen und Fotos aus ihren unterschiedlichen Wirkungsbereichen schwangen, haben wir uns gemeinsam an Elisabeth erinnert und verabschiedet.

Wir werden diese unermüdliche Projekte- und Museumsfrau sehr vermissen. Sie war eine kreative feministische Netzwerkerin, die ihre großen Themen, wie der erweiterte Begriff von Frauenarbeit, der Hausarbeit, Hafenarbeit, Sexarbeit und ‘Doppelbelastung der Frau‘ einschloss, oder die Entwicklung ihres eigenen Stadtteils Ottensen mit der Gründung des Stadtteilarchivs und der Umbenennung von Straßen, erforschte, durchdrang und der Öffentlichkeit vermittelte.

Gemeinsam waren wir über lange Jahre aktiv in gesellschaftspolitischen Projekten wie den verschiedenen Bürgerinitiativen, und den internationalen Stadtteildialogen und haben in diesen diversen Kontexten Filme, Bücher, Ausstellungen, Stadtführungen und Wandbilder verwirklicht.
Wir danken Lissi für ihre anregende treibende Kraft.

Eine Initiative setzt sich jetzt für die (Um-)benennung einer Straße nach Elisabeth von Dücker ein.

Publikationen, Präsentationen ihrer Werke und alle dazugehörenden Archivalien sollen unter ihrem Namen (biografischer Nachlass) dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in einem Hamburger Archiv gesichert werden.

Reden:
Gabriele Wohlauf: Deutsches Technikmuseum Berlin, Miss Marples Schwestern
Burkhart Springstubbe: Gründungszeit Stadtteilarchiv Ottensen,
Kathrin Offen-Klöckner: Stadtteilarchiv Ottensen und Frauengeschichte
Brigitte Krause: Stadtteildialog Japan + Spanien
Ulrike Gay: Freundin, mpz, Filme und Filmarbeit
Jürgen Bönig: Museum der Arbeit
Christiane Howe: Ausstellung Sexarbeit
Bettina Beermann: BI Altonaer Museum bleibt
Hildegund Schuster: Wandbild 1989 und FrauenFreiluftGalerie

Gesang: Katrin Stender und Gruppe
Musik: Krischa Weber

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Das inszenierte Geschlecht. Feministische Strategien im Museum.

Gabriele Wohlauf mit Constanze Jaiser

"Das inszenierte Geschlecht…" - unter diesem Motto hat Elisabeth von Dücker ihre museumsbezogene Erwerbsarbeit seit den 1970er Jahren als herausragende Persönlichkeit in der deutschen Museumslandschaft weitreichend und prägend ausgeübt.

Ihre Ausgangsfragen waren dabei immer: 1) Welche Erzählungen transportieren Museen durch Sammeln und Erforschen von materiellen Erzeugnissen? 2) durch das Inszenieren von Geschichtsbildern?, und 3) durch die Konstruktions- und Dekonstruktionsarbeit im musealen Raum. Worum ging es ihr dabei vorrangig? Ich meine, immer wieder neu - angelehnt an zeithistorische Forschungskontexte und ästhetische Gestaltungdiskurse – auf die Suche nach den weiblichen Einschreibungen in das kollektive Gedächtnis zu gehen und diese in eine vielfältige museale Praxis zu übersetzen.

Im Kontext der letzten 40 Jahre - einer heute kaum mehr vorstellbaren Aufbruch- und Erneuerungsstimmung – traf Elisabeth mit ihren professionellen Visionen Mitte der 1980er Jahre auf ein noch imaginäres "Gedächtnis-Magazin" an einem ganz besonderen Ort in Hamburg, auf eine Museumsidee, um die seit den 1970er Jahren gesellschaftlich lange gerungen wurde. Aus den neuen Bausteinen eines gesellschaftlichen Paradigmenwechsels, nämlich "Geschichte von unten", "oral History", Dezentrierung des Blicks, subjektiver Faktor in der Geschichtsdarstellung, die Menschen hinter den Maschinen, Geschlechterrollen, Leben in und mit vielen Kulturen und Ethnien – war Elisabeth mit angetreten, "ein ganz neues Haus der Erinnerungskultur aufzubauen und auszugestalten" (von Dücker, 2002): Das Museum der Arbeit! Elisabeth, von den meisten Weggefährtinnen auch Lissi genannt, brachte diese museale Aufbruchsituation in Hamburg auf einen wunderbaren Nenner: "…das Leben hat sich unter und auf den Dingen angesiedelt" (von Dücker, 2002) – das war der zentrale Leitspruch auch zum musealen Tun in dieser Zeit.

Wenn schon die Institution Museum als Ortsbestimmung inhärent immer einer "Zensur des Ortes" unterliegt, dieser Ort per se erlaubt und verbietet, ermöglicht und verunmöglicht, dann war das Museumsverständnis des Museums der Arbeit in diesen Anfangszeiten einem öffentlichen und auch politischem Ortsverständnis verpflichtet, welches "Museum als Laboratorium, Ort des Experimentierens" auffasste und der Dingwelt eine umfassende Lesart zuschrieb. Ihre Beiträge in diesem Museumsumfeld waren vielfältig:

  • das Wandbild "Frauenarbeit im Hamburger Hafen“ mit dem dazugehörigen Buch und dem Film ".. nicht nur Gallionsfigur" (800 Jahre Hafengeburtstag, 1989) sowie seiner Ergänzung um die Verbindung zur Frauenarbeit in Lateinamerika im Zuge der Companiera 1992
  • die Etablierung der "Hamburger Freiluftgalerie" an der Elbkante seit 1994
  • die Dauerausstellung "Frauen und Männer – Arbeitswelten und Bilderwelten" im Zuge der offiziellen Eröffnung des Museums der Arbeit 1997
  • die Einführung des Kunstraumes innerhalb ihrer Ausstellung von November 1998 bis August 2004
  • die Veranstaltungsreihe "FrauenMuseumsGespräche", von Winter 1997/1998 bis 2000/2001
  • die Veranstaltungsreihe "Hauptsache Arbeit? Was wird?" 1999/2000
  • die "WomMen-Talks", Winter 2001/2002 bis 2005/2006
  • und die Sonder-Wanderausstellung Sexarbeit mit dem als schönstes Buch prämierten Katalog "Sexarbeit" 2005/2006.

Auf welcher Basis wurde diese völlig neuartige museumsbezogene Arbeit nun in den 1980er Jahren geleistet?

Rückblicke – Einflüsse – Einmischungen von Frauen

1. Voraussetzung: Elisabeth von Dückers Spiel- und Standbein-Theorie

"Mein Weg auf diesem Erfahrungsgelände ist mehrgleisig: Ich habe ihn gleichsam im Wechselschritt von Standbein und Spielbein gemacht, im Schrittwechsel von Autonomie und Integration – ein Weg, geprägt von gleichzeitigen Erfahrungen bei meiner Arbeit im Museum (im Altonaer Museum seit 1977, anschließend ab 1985 im Museum der Arbeit) und in der Geschichtswerkstatt (seit 1980), das heißt Erwerbsarbeit in der Institution und eine zweite Schicht in der Freizeittätigkeit im Stadtteilarchiv Ottensen und im Arbeitskreis Frauen im Museum der Arbeit. Auf den frauenbewegten Weg hatte ich mich schon in den 70ern begeben, den Jahren der Auseinandersetzung um weibliche Selbstbestimmung beim Thema §218. (von Dücker, 2001).

2. Voraussetzung: Geschichte von unten und Frauengeschichtsbewegung – ein kurzer Rückblick

In dieser Schnittstelle der "Geschichte von unten" – weg von den Haupt- und Staatsaktionen hin zu Alltags-, Regional- und Lokal-Geschichte mit dem Fokus auf die in der BRD stark vernachlässigten Themenfelder: Geschichte der Arbeiterbewegung, des Nationalsozialismus, der Umwelt, Probleme der "dritten Welt", trafen sich 1983 ca. 1000 Männer und Frauen aus den unterschiedlichsten Forschungs-, Arbeits- und Lebens-Zusammenhängen, die sich alle einer "parteinehmenden Forschung" für Ausgeschlossene, Unterdrückte, Beherrschte, Widerständige verpflichtet fühlten, sogar mit kämpferischem wissenschaftlichem Ziel, "der Überwindung und Veränderung der bisherigen professionellen Historie" in Zusammenarbeit mit sogenannten Laien und unter Sicherung bisher meist unbeachteter Spuren und Erfahrungshorizonte. Dieser erste bundesweite Zusammenschluss zur "Geschichtswerkstatt e.V" titelte im ersten Info-Heft noch mit allein männlich besetzten Protagonisten dieser Geschichtswerkstättenbewegung, nämlich Max und Moritz….

Einmischung von Frauen

Innerhalb dieser Geschichtswerkstättenbewegung nahmen die Frauen aber von Anfang Anlauf auch zum Sturm auf die Bastionen männlicher Selbst-Herrlichkeiten in den eigenen Reihen, der legendäre Tomatenwurf in der 1968er Bewegung hatte mit der neuen Frauenbewegung schon seit den 1970er seine Spuren in den vielfältigen sozial-kulturellen Räumen/ Aktionsfeldern hinterlassen. So waren es auch im Stadtteilarchiv von Ottensen, einer der ältesten und natürlich gemischten Geschichtswerkstatt in der BRD, "von Anfang an die frauenpolitisch viven und powerigen Frauen, die entscheidende Akzente setzten und die Gender-Perspektiven in alle Themenfelder des Stadtteilarchivs einknüpften, und so mit Lust und Laune und ohne die aus etlichen Institutionen bekannten Fußfesseln (von Dücker, 2001). 1984 auf dem ersten Geschichtsfest in Berlin konnten die Frauen schon die Geschichte "als die Geschichte von zwei Geschlechtern" einfordern. 1985 beim zweiten Geschichtsfest in Hamburg zierte das neue Logo des Geschichtswerkstätten-Briefbogens schon eine Seiltänzerin, und 1986 beim dritten Geschichtsfest in Dortmund lud Michael Wildt zur Mitgliedervollversammlung schon mit dem Emblem eines Hexenbesenritts ein: die feministischen Interventionen im Umfeld der "Geschichte von unten" waren nun bundesweit im vollen Gange.

3. Voraussetzung: Arbeitskreis Frauen im Museum der Arbeit

Aber auch mit ihrem Wechsel vom Standbein Altonaer Museum zum Museum der Arbeit traf Lissi auf ein schon aufgeweichtes, aufbereitetes feministisches Interventionsfeld in Sachen Frauengeschichte! Dem Motto "Museum der Arbeit" war schon früh durch feministische Intervention der Slogan "Nicht nur ein Museum der Arbeiter" entgegengesetzt worden!

Über die Ausstellung "Die große Wäsche", 1985 im Entree des Barmbecker Museumsgebäudes, kam es zum "Aufwasch" mit der "Geschichte von unten" sowie der Forderung nach "Quotierung der Quadratmeter" im Sinne der Frauengeschichtsverankerung im Museum der Arbeit. Diese Wende konnte so ins neue Museumskonzept eingeschrieben werden und gleichzeitig nach draußen in den öffentlichen Raum auf die Wände im Hamburger Hafen gebracht werden. Unter dem Motto: "Nicht nur Gallionsfigur, Frauen berichten von ihrer Arbeit im Hamburger Hafen, das Lesebuch zum Wandbild" (herausgegeben vom Frauenarbeitskreis "Wandbild – Frauenarbeit im Hamburger Hafen und Museum der Arbeit", 1998) erschienen neben Lissi und Hildegund ca. 20 Frauen als Wegbegleiterin im Impressum. Diese Frauen erstritten erfolgreich zusammen mit ihren historischen Recherchen und schriftlichen Beiträgen seit 1986 diese ersten großflächigen Wandflächen für Frauengeschichte im Hamburger Hafen. Lissi kommentierte dazu: "wie wäre es, wen wir den berühmten Marsch durch die Institutionen mal im Tanzschritt wagten, gleichwohl kämpferisch, aber mit Lust und Verve? Die brauchen wir auch – bestes Beispiel: Museen. Sie sind zwar ideell Sitz der Musen, real aber Männerdomäne seit alters her" (von Dücker, 1993).

Lissi leistete immer brillante Öffentlichkeitsarbeit, noch ohne Computer und Internet, alles mit Schreibmaschine eigenhändig geschrieben, höchstens gab es mal einen Kopierer zur Vervielfältigung. Illustrieren möchten wir ihre vielseitige Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel "Materialien zum 1. Hamburger Frauenwandbild "… nicht nur Gallionsfigur":

  • Bilder-Lese-Buch "…nicht nur Gallionsfigur", 180 S., ca. 240 Abb., ergebnisse Verlag (DM 35,-), erhältlich auch im Museum der Arbeit
  • Postkartenserie mit sechs farbigen Motiven (DM 5,-) erhältlich im Museum der Arbeit
  • VHS-Film "…nicht nur Gallionsfigur. Frauenarbeit im Hamburger Hafen" – Arbeitsporträts, 53 min. Leihe: Staatliche Landesbildstelle, Kieler Str. 171, 22525 Hamburg, Tel. 040-5499-288, Signatur: 42 70159 und Medienpädagogisches Zentrum, Thadenstraße 130 a, 22767 Hamburg, Tel. 040-4397259, mo – do.: 18.00 – 19.00 Uhr.
  • Dia-Serie "Frauenarbeit im Hamburger Hafen: Das Wandbild", Signatur: 10 60177 (eine weitere Diareihe zur Frauenarbeit im Hafen ist in Vorbereitung). Leihe: Landesbildstelle (s-o.).
  • Führungen Museum der Arbeit, Tel. 2984-2384, speziell für Schulklassen: Museumspädagogischer Dienst, Tel. 040-29188-2752
  • Evaluation "Ansichtssache. Zur Wirkungsweise des Ersten Hamburger Frauenwandbildes" (DM 9,60), erhältlich im Museum der Arbeit, 1992
  • Weitere Informationen Arbeitskreis "Frauen im Museum der Arbeit", Poppenhusenstr. 12, 22305 Hamburg. Tel. 040-2894-2365 (Elisabeth von Dücker).

Nach 14 Jahren engagierter Einmischung des AK "Frauen im Museum der Arbeit" konnte 1997 dann endlich im zweiten Stock die für damalige deutsche Museumsvergleiche einmalige, separat integrierte Dauerausstellung zur Frauen- und Geschlechtergeschichte nach vielem Ringen um Platzierung tatsächlich musealen Raum ergreifen: "Frauen und Männer. Arbeitswelten und Bilderwelten."

Vom Tanzschritt war Lissi auf dieser langen Wegstrecke zwangsweise des Öfteren zum Marathonlauf übergegangen! Juliane Bromberg weiß hierzu in ihrem Portrait zu Lissi im Jahre 2020 zu berichten: "In einem wissenschaftlichen Aufsatz erläutert Elisabeth von Dücker: "Ich und das Team haben den Versuch unternommen, die Befunde in den Arbeits- und Geschlechterverhältnissen nicht nur zu zeigen, sondern auf ihre Konstruktionsmuster hin zu befragen: Warum gibt es geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, warum ökonomische Privilegierung und Diskriminierung, wie wird mit den Bildern von Weiblichkeit und Männlichkeit soziales Geschlecht konstruiert, wie gestaltet sich Wandel in gesellschaftlicher und individueller Hinsicht."

Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her, ein Zeitraum, in dem Ausstellungen erneuert werden müssen und Strategien sich ändern. Diese Abteilung wurde als Dauerausstellung abgebaut und die Interviewerin J. Brumberg fragte im Jahre 2019: "Ist Frauenarbeit im Museum der Arbeit heute immer noch adäquat präsentiert?" Lissi antwortet etwas ausweichend: "Eine schöne Frage und eine schwierige. Mir schwebt eine work-in-progress-Abteilung vor, durchlässig für aktuelle, auch historische Debatten über den Wandel von lokaler und globaler Arbeit, der sich wandelnden Geschlechterrrollen im Dialog unterschiedlicher Kulturen und Herkünfte. Und das alles in einem inspirierenden Ort im Museum, der zu einem individuellen Mitwirken verlockt…".

Lissis Museotopia begleitete sie über 40 Jahre: die Einschreibung der Vielfalt von Frauengeschichte, Geschlechtergeschichte, feministischer Perspektive in museale Philosophie und musealen Alltag -, "die Utopie ins institutionelle Leben zu entbinden ist unser beinharter, weiblicher, tagtäglicher Alltag" (von Dücker, 1993).

Lissi, wir bleiben dran!

 

Literaturzitate

von Dücker, Elisabeth, (1993): Blickwechsel mit Folgen. Vom Schrittemachen für ein weibliches Profil einer Kultureinrichtung. Hrsg.: Geschichtswerkstatt 11. Jahrgang, Heft 27: Frauen im Museum, Schneewittchen im Glassarg, S 35-40.

von Dücker, Elisabeth, (2001): Spuren suchen, Spuren legen – im Wechselschritt. Hrsg. Una Giesecke, Miss Marples Schwestern: Frauenbewegung und –projekte in Ost und West – Anspruch und Bilanz; Dokumentation der 12. Jahrestagung im Mai 2001 in Dresden. S. 16-22.

von Dücker, Elisabeth, (2002): Eine andere Sicht. Ein Blick in die Abteilung "Frauen und Männer – Arbeits- und Bilderwelten" im Museum der Arbeit. Hrsg. Frauengeschichtsgruppe im Stadtteilarchiv Ottensen und Miss Marples Schwestern: Frauenarbeit und Alltag, Biographische Ansätze in Erinnerung und Vermittlung; Dokumentation der 13. Jahrestagung im Mai 2002 in Hamburg-Ottensen. S. 56-61.

Brumberg, Juliane, (2020): Liebe zur Arbeit der Frauen: Die Museumskuratorin Elisabeth von Dücker. https://www.bzw-weiterdenken.de/2020/01/liebe-zur-arbeit-der-frauen-die-museumskuratorin-elisabeth-von-duecker/

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Rede von Kathrin Offen-Klöckner

Liebe Laura und Lieber Reinhardt, Liebe Freundinnen und Freunde von Lissi,

ich soll etwas über die Frauengeschichtsforschung und –arbeit im Stadtteilarchiv Ottensen erzählen.

Fang ich da bei mir an, oder besser bei der ersten Frauengeschichtsgruppe im Staro, die sich im Februar 1986 nach einer Veranstaltung mit und durch die Frage: "Wo ist die Geschichte der Frauen?" gegründet hat. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten waren 12 Frauen dabei und recherchierten bei den Frauen vor Ort oder in den Archiven und Bibliotheken. Dabei kam das Lesebuch "Aufgeweckt" Frauenalltag in vier Jahrhunderten heraus und auf den Markt. Das war auch das Stichwort, wo meine Beteiligung ins Spiel kommt. In der legendären "Spundflasche", dem Kiosk den Anke Sarna betrieb, verkaufte mir Anke das Buch mit den Worten, das musst du lesen. Damit war ich im Boot.

Die Frauengeschichtsgruppe formierte sich neu, es waren Birgit Gewehr, Elisabeth von Dücker und ich, Kathrin Offen-Klöckner, die sich daran machten, einen Stadtteilsparziergang zur Frauengeschichte zu konzipieren und zu erarbeiten. Ich glaube 1992 haben wir zum ersten Mal unsere 2 Rundgänge zur Frauengeschichte in Ottensen angeboten, mit einem überraschenden Erfolg. Zeitgleich hatte sich 1990 Miss Marples Schwestern gegründet und 1992 fuhren wir Frauen nach Schwerin, um unsere Arbeit im Netzwerk vorzustellen. Zur gleichen Zeit kamen die frauenbewegten Geschichtsstudentinnen zu uns, die Herstorys, und gemeinsam festigen wir die Kategorie FRAUEN im Archiv. Unsere Idee war, dass jede/jeder Nutzer immer über die Frauen zu seinen Schwerpunkt geführt wird. Fischindustrie/Fischarbeiterinnen, Hafenarbeit/Frauenarbeit, Menck und Hambrook/Nicht nur Metaller sondern die Frauen im Büro, Kantine oder der Sozialstation.

Gleichzeitig nahmen wir die Ergebnisse der vorherigen Frauen auf und da kaum (1 Frauenname im Straßenverzeichnis von Ottensen und das noch eine Romanfigur) betrieben wir das Projekt Straßenumbenennung: zum Internationalen Frauentag 1993 nannten wir den Nernstweg in Alma Wartenberg Strasse um, leider ohne nachhaltigen Erfolg, wenn auch mit großer Resonanz. 1997 waren dann unsere Bestrebungen vom Erfolg gekrönt, der Friedenseichenplatz (keine offizielle postalische Adresse) wurde von uns mit einer Performance in Alma Wartenberg Platz getauft. Alleine die Texte die Lissi zur Begründung für eine Straßenumbenennung formulierte, klingt noch heute in mir nach. Es war von Vorbesitzern des Geländes, Fabrikanten, Ratsherren und Hofbesitzern, die Rede und ihre pointierte Frage lautete: Wo sind denn da die Frauen?

Die Rundgänge wurden kopiert und irgendwann war die Nachfrage in der Stadt nach unseren Sparziergängen nicht mehr lohnend. Die 2.Frauengeschichtsgruppe traf sich ab ca. dem neuen Jahrtausend nicht mehr und die innovative Geschichtsforschung und –vermittlung war Allgemeingut geworden.

Bis zu Letzt waren wir, Lissi und fast auch bis zuletzt ich, bei den Treffen von MMS und haben den Austausch mit den tollen Frauen im ganzen Land gesucht und vor allem gefunden.

Kathrin Offen-Klöckner

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Rede von Brigitte Krause

Liebe Trauernde, lieber Reinhardt, liebe Laura,

Brigitte Krause und Mariko Aoshima; wir vertreten den Japanisch-Deutschen Stadtteildialog und möchten über unsere jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Elisabeth berichten.

Der Japanisch-Deutsche Stadtteildialog verbindet seit 1991, die Stadtteile Mukojima in Tokio und Ottensen.

Elisabeth gehörte zu uns vom ersten Moment an, als sie damals - unvergessen - mit geschientem Bein, dem ersten Aufruf zu einer Zusammenkunft gefolgt war. Sie wurde ein fester Teil der Initiative und bis zuletzt Besucherin unseres Jour fixes.

Immer ging es darum, wie gewachsene städtische Strukturen erhalten, verbessert, belebt und verteidigt werden können. Das war ein ureigenes Interesse von Elisabeth, und sie sorgte dafür, dass unsere zahlreichen japanischen Besucher*innen den Stadtteil Ottensen in all seiner Vielfalt, seinen Errungenschaften und seinen Problemen kennenlernen konnten.

Zwei Austauschreisen stehen für unser und Elisabeths Engagement:
1999 besuchten wir im Rahmen des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Hamburg - Osaka einen weiteren Stadtteil: Hirano in Osaka. Dort hatten die Bewohner zahlreiche kleine Museen in ihrem Stadtteil gegründet. Ein weiterer Höhepunkt unseres Austausches war schließlich eine gemeinsame Reise von Bewohnern*innen aus Mukojima und Ottensen nach Spanien, Valencia und dort in den Stadtteil El Cabanyal. Im Symposium der dortigen Universität, stellten Elisabeth und die 'Ottenser*innen das Konzept von "Recht auf Stadt" vor, das damals während der Besetzung der Häuser am Gänsemarkt entwickelt wurde. Elisabeth konnte uns dort aber auch gut mit ihren Spanisch-Kenntnissen unterstützen.

Elisabeth war immer da, wenn es Kontakte zu vermitteln, Führungen durchzuführen, Künstler zu unterstützen oder auch zu präsentieren galt.

Wir Stadtteildialogler*innen vermissen Elisabeth.

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Rede von Christiane Howe

LWann genau Elisabeth und ich uns kennenlernten, kann ich gar nicht mehr genau sagen, es muss irgendwann in den Jahren 2003/2004 gewesen sein, im Vorfeld der geplanten Ausstellung "Sexarbeit. Prostitution – Lebenswelten und Mythen". Sie schrieb mich an, als Forschende, wissenschaftlich Arbeitende in dem Bereich und wollte mich als eine der Berater*innen gewinnen. Im Austausch mit der geschätzten und jüngst verstorbenen Emilija Mitrovic, so erfuhr ich damals, entstand die Idee.
Die gesamte Planung und Umsetzung erfolgte dann in enger Zusammenarbeit mit der Kollegin Beate Leopold, einer Soziologin aus Berlin.

Elisabeth und ich telefonierten und trafen uns in Hamburg. Ein Draht entstand. Sie hatte Großes vor, war energiegeladen, begeistert, dabei gründlich, hartnäckig und eigen. Eigenwillig. Notwendige Grundlagen, so dachte ich, um so eine Ausstellung zu diesem Thema überhaupt in Angriff zu nehmen, durchhalten und gut umsetzen zu können. Kannte ich doch die Scheinheiligkeiten, die Scheu, die emotionalen Aufgeladenheiten, aber auch die harten politischen Auseinandersetzungen, die nicht selten in unverhohlene Anfeindungen übergingen, doch nur zu gut.
Elisabeth ließ sich nicht beirren, ging herzerfrischend, durchaus ungewohnt für uns alle, aus kulturgeschichtlicher Perspektive an das Thema heran. Sie arbeitete sich ein, sie ließ sich ein. Sie wollte schildern "wie es ist", einen Erfahrungs- und Wissenstransfer ohne moralischen Zeigefinger ermöglichen. Ein hoher Anspruch - der wie wir wissen - ihr durchaus gelungen ist – insbesondere die Rückmeldungen seitens der Sexarbeiter*innen haben dies zu ihrer großen Freude gezeigt.

Sie sprach mit vielen Akteur*innen aus dem weiten Feld der Sexarbeit, mit Frauen, Männern und Trans*Personen, mit Betreiber*innen, Kunden und Expert*innen aus Beratung, Verwaltung und Wissenschaft. Sie trug Erzählstücke zusammen. Es war ihr ein Anliegen, die vielfältige Palette der sexuellen Dienstleistungen, zur Sprache und ins Bild kommen zu lassen, zusammengesetzt aus aktuellen Situationsbeschreibungen, Rückblicken, Lebensgeschichten. Sie schaffte dabei das Paradox nüchterne und zugleich lebendige, bewegte und bewegende Schilderungen aus dieser Arbeitswelt zu zeigen.
Sie spannte mit Umsicht und Geschick ein tragendes Netzwerk auf, trug zahlreiche Objekte und Archivalien aus dieser Arbeitswelt zusammen. So freute sie sich beispielsweise unbändig über hohe, rote Arbeitsstiefel, die dann doch noch gespendet wurden, und später den Eingang der Ausstellung zieren sollten.

Die Ausstellung war so umfassend europaweit die erste dieser Art. Sie leistete einen wichtigen Beitrag zum öffentlichen Diskurs, den auch Elisabeth umtrieb: die Entkriminalisierung und Enttabuisierung von selbständiger und freiwillig erbrachter Sexarbeit einerseits und die Aufklärung über kriminelle sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel andererseits.
Elisabeths Hartnäckigkeit war es zu verdanken, dass diese Ausstellung an dem Ort gezeigt wurde, wo sie hingehörte: ins Museum der Arbeit. Das war und ist so angemessen wie ungeheuerlich. So erlebte diese hervorragend konzipierte Ausstellung ein starkes Publikumsecho und eine internationale Medienresonanz, Schulklassen ab 18 Jahren besuchten sie. Die Ausstellung wurde um zwei Monate verlängert und lief ganze neun Monate bis August 2006. Ein ungeheurer Erfolg.

Deutlich wurde, wie wichtig es ist, das Thema Arbeit und die gesellschaftliche Stigmatisierung im Sexgewerbe in den öffentlichen Blick zu rücken und damit ein Kennenlernen und Erkennen zu ermöglichen - um daraus vielleicht Respekt werden zu lassen – sicherlich eine damit verbundene Hoffnung, die nicht nur Elisabeth antrieb.

Doch nicht dass sich Elisabeth mit dieser großen und umfassenden Ausstellung begnügte… Umtriebig wie sie war, erstellte sie einen wunderbaren, umfassenden Katalog in dem zahlreiche Akteur*innen und Autor*innen zu Wort kamen. Er liest sich nicht nur wie ein ‚who is who‘ des Feldes rund um Sexarbeit, sondern ist so umwerfend gestaltet, dass sie dafür 2006 von der Stiftung Buchkunst mit dem 1. Preis des schönsten deutschen Buches ausgezeichnet wurde.

Durch Kontakte im Museum, Erfahrungen und Wissen entstand dann die Idee zu einem Buch: "Sexarbeit eine Welt für sich. Erzählstücke aus erster Hand". Elisabeth führte letztlich über 30 Gespräche, auch noch während der Laufzeit der Aufstellung, die durch Kontakte von Ausstellungsbesucher*innen zustande kamen. Im Buch wollte sie die Akteur*innen ausführlicher zu Wort kommen zu lassen, als das im Katalog möglich war. Wir schrieben es gemeinsam mit Beate Leopold. Unvergesslich bleiben unsere Buchsitzungen in ihrem Wohnzimmer, herausgegeben wurde es dann zusammen mit dem Museum für Arbeit.
Und nicht zu vergessen, die Ausstellung wurde dann auch in Bonn und Berlin gezeigt und es entwickelten sich daraus noch wunderbar choreographierte Lesungen, Ton-Collagen, von denen wir noch hören werden.

Elisabeth und ich blieben in Kontakt in all den Jahren, trafen uns immer wieder, tauschten uns aus, diskutierten. Unvergesslich auch ihre kreativen kurzen Whats Apps, die eine reine Freude waren. Was soll ich sagen, ich werde sie schmerzlich vermissen.

Christiane Howe

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Rede von Hildegund Schuster

Ich freue mich, Sie, euch und besonders Reinhard Reimer und Laura von Dücker hier im Altonaer Museum zu einer Gedenkfeier für Elisabeth v. Dücker begrüßen zu dürfen.

Ein passender Ort, das Altonaer Museum mit seiner besonderen Bedeutung für Elisabeth und der GalionsfigurenSaal, eben wegen der Hinterfragung der Rollenzuweisung der Frauen, was sich auch im Titel unseres Buches "Nicht nur Gallionsfigur" zeigt. Selbst die Fische in den Vitrinen finde ich passend, Elisabeth ist im Sternzeichen Fische geboren.

Mein Name ist Hildegund Schuster, viele von euch kennen mich, ich habe in den letzten Jahren gemeinsam mit Elisabeth die FrauenFreiluftGalerie geleitet und nach der schockierenden Nachricht von Elisabeths Tod, war ganz schnell klar, dass wir eine Gedenkveranstaltung für sie machen wollen, um ihre Bedeutung als Frauenrechtlerin, ihre Bedeutung für den Stadtteil Ottensen, für die Museumswelt und als Netzwerkerin noch einmal zu würdigen.

Coronabedingt ist die Teilnehmerzahl beschränkt, gern hätten wir noch weitere Personen eingeladen. Viele haben bedauert, aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen zu können.

Den erste Kontakt zu Elisabeth hatte ich 1985. Ich hatte an einem Wandbild zur Industriegeschichte von Ottensen gemalt, das Buch "Ottensen – Geschichte eines Stadtteils" war unsere Grundlage. Ich bekam den Hinweis, dass Elisabeth sicher eine Rede zu unserer Einweihung halten würde, da es ihr Thema sei. Wir kannten uns nicht, haben nur kurz miteinander telefoniert, leider konnte sie an diesem Tag nicht.

Dann kam 1988 der zweite Kontakt, ein sehr viel längerer. Ich bekam die Anfrage, ob ich als Wandmalerin an einem Projekt im Museum der Arbeit mitarbeiten wollte. So bin ich in den Arbeitskreis Frauen im Museum der Arbeit gekommen. 20 Frauen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Hintergründe: Studentinnen, Wissenschaftlerinnen, Angestellte, Rentnerinnen, wollten zum 800. Hafengeburtstag die Arbeit der Frauen im Hafen auf einem Wandbild sichtbar machen. Elisabeth war als einzige im Museum der Arbeit fest angestellt.
Zeitgleich wurde eine Wandfläche gesucht und Recherchen im Hafen betrieben. Durch Unterstützung des damaligen Oberbaudirektors Egbert Kossak wurden uns die Flächen am Speicher am Fischmarkt zugesagt. Es folgten Entwürfe, Disskussionen, Finanzpläne. 1989 wurde das 1000 m² große Wandbild, nach drei Monaten Malerei zu dritt, mit einem großen Fest während des Hafengeburtstags eingeweiht. Gleichzeitig erschien der Katalog zum Wandbild "Nicht nur Galionsfigur…".

Ohne Unterstützung des Museums der Arbeit und mit einem dezimierten Frauenarbeitskreis setzten wir uns 1992 für das Companieraprojekt im sogenannten "Columbusjahr" ein. Das Wandbild wurde gemeinsam mit der Künstlerin Olga Maradiaga aus Nicaragua um 300 m² erweitert, Handel Lateinamerika und Hamburg.

1995 nach dem Verkauf des Speichers am Fischmarkt, war unser Wandbild nicht mehr zu retten. Elisabeth von Dücker, Emilija Mitrovic und ich waren nun die verbliebenen Frauen, die sich um den weiteren Erhalt des Themas "Frauenarbeit im Hafen" stark machten. Unterstützung bekamen wir durch Herrn Plagemann von der Hamburger Kulturbehörde. Auf kleineren Flächen wollten wir jeweils ein Thema zeigen, so entstand die Idee der anderen Art einer Perlenkette. Gemeinsam haben wir in der Projektleitung zu dritt 10 Wandbilder verwirklicht.
Durch unterschiedliche berufliche Einbindungen und Verpflichtungen wurde unsere Zusammenarbeit immer schwieriger, so dass es 2010 zu einer Trennung von Emilija Mitrovic kam.

In unserer Zweier-Projektleitung entstanden weitere 6 Wandbilder, sowie einige Restaurierungen. Von den insgesamt 16 Wandbildern existieren noch 12. Dies ist der ungefähre Verlauf der Entstehungsgeschichte der Frauenwandbilder.
Über die einzelnen Wandbilder und Konzepte spreche ich jetzt nicht, lade jedoch herzlich zu einer Führung morgen um 12 Uhr ein, Treffpunkt Lawaetzhaus.

Wir hatten unterschiedliche Schwerpunkte bei unserer gemeinsamen Arbeit und uns so hervorragend ergänzt. Elisabeth hat mit Leidenschaft die Interviews, die Recherchearbeit und die Öffentlichkeitsarbeit gemacht, mein Bereich waren die Finanzen, die Planungen rund um die Wände und die Malerei selbst. Bei der Suche nach geeigneten Wandflächen waren wir meist gemeinsam unterwegs, leisteten Überzeugungsarbeit für die Zusagen neuer Flächen. Unterstützung im Bezirksamt Altona erhielten wir besonders von Carsten Albers und dem Kulturausschuss.

Elisabeth verstand es auf allen Registern zu spielen, freundlich, einschmeichelnd, fordernd oder empört. Sie war oft ungeduldig, wenn es nicht schnell genug nach ihren Vorstellungen voran ging. Ja, wir hatten es nicht immer einfach miteinander.
Unermüdlich war sie, wenn es darum ging neue Wege zu finden, um das Wandbildprojekt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen: Führungen wurden im Rahmen des Hamburger Hafengeburtstages angeboten, zum Internationalen Tag der Frau, zur Altonale, zum Architektursommer und dem Festival Eigenarten. Mit Flyern, Postkartenserien, Filmen, Ausstellungen, Lesungen, einer eigenen Webseite, sogar mit einem QR-Code auf den Hinweisschildern an den Wandbildern lenkte sie die Aufmerksamkeit auf die FrauenFreiluftGalerie. Selbst die werbewirksame Umbenennung zur FrauenFreiluftGalerie kam von ihr.

Die Große Elbstraße und Neumühlen sind zu unserem zweiten Zuhause geworden, Arbeitstreffen fanden häufig dort unten statt, beliebte Orte waren hierfür das Café Schmidt oder die Semmannsmission. Am liebsten saß Elisabeth draußen in der wärmenden Sonne bei einer Tasse Cappuccino, selbst wenn es nur 8 Grad waren. Eigentlich wollten wir immer unsere lange Zusammenarbeit feiern, haben es vor lauter Terminen kaum geschafft, immerhin einen Besuch nach Berlin zum Wandbildmuseum. Auch von einem "Betriebsausflug" nach Mexico, zu den großen Meistern der Wandmalerei, haben wir hin und wieder geträumt.

Jetzt bleibt die Frage, wie es weiter geht. Nach meinem anfänglichen Schock über den Tod von Elisabeth, bin ich jetzt dazu bereit, auch allein die FrauenFreiluftGalerie weiter zu führen. Unser letztes Wandbild war schon in Planung, mit einer Künstlerin hatten wir die ersten Treffen, mit zwei Wandflächen hatten wir geliebäugelt. Ich werde auf jeden Fall, auch Elisabeth zu Ehren, weitermachen, ihr werdet davon erfahren.
Und mein größtes Anliegen ist es, dass diese unermessliche Vielfalt von Elisabeths Aktivitäten und ihrer geistigen Arbeit nicht in der Versenkung verschwindet, sondern sicher verwahrt wird. Es gibt schon zarte Kontakte zum Frauenarchiv, auch das Staatsarchiv wäre denkbar. Auch in diesem Punkt werden wir sehen, was sich tut.
Und dann gibt es die Frage, ob sich ein Museum findet, dass sich der Frauenwandbilder annimmt. Sie passen ja zu drei Museen, zum Hafenmuseum, zum Museum der Arbeit und zum Altonaer Museum.

Ich werde Elisabeth vermissen, freue mich aber, mit ihr diese lange Zeit von über 30 Jahren zusammengearbeitet zu haben.

Hildegund Schuster, Hamburg 26.09.2020

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