Frauenarbeit in der Fischindustrie, 1994
"Frauenarbeit in der Fischindustrie"
Große Elbstraße 152, Ost- und Südwand.
Entwurf und Realisation: Cecilia Herrero, Janet Pavone, Hildegund Schuster.
Sponsoring: R&S Baugesellschaft. - Foto: Hildegund Schuster ©
Im Jahr 2014 wurde das Gemälde im Zuge der Modernisierung
von Hummer Pedersen ersatzlos überbaut.
An anderer Stelle entstand ein neues Bild mit dem Schwerpunkt: Fischindustrie 2015.
Das erste Bild der FrauenFreiluftGalerie Hamburg thematisiert ein zentrales Tätigkeitsfeld dieser Gegend: die Fischverarbeitung. Hier befinden wir uns am östlichen Beginn des Hamburg-Altonaer Fischmarkts. Das Gemälde am Gebäude von Hummer Pedersen (Ost- und Südwand) macht sichtbar, was sich hinter diesen und anderen Mauern abspielt: die Arbeit der Frauen beim Filetieren und im Büro.
Das Gemälde ist eine künstlerische Kooperation der drei Malerinnen Cecilia Herrero aus Argentinien, Janet Pavone aus New York und Hildegund Schuster aus Hamburg.
Die Arbeit "bei den Fischen“ ist seit jeher überwiegend Frauensache. Sie wird gering entlohnt, war gesundheitsbelastend (stehende Tätigkeit in Kälte, Nässe, Zugluft, häufig Akkord). Frauen galten bzw. gelten teils bis heute als fingerfertig, geduldig, geeignet für sog. haushaltsnahe Tätigkeiten und für körperlich als "leicht“ eingestufte Arbeit: Solche sog. Leichtlohngruppen für gewerbliche Frauenarbeit gab es in Westdeutschland bis 1975. Sie bedeuteten ca. 30-40% weniger Lohn als für Männer.
Arbeit in der Fischbranche galt lange als anrüchig Im doppelten Sinne: Der Fischgeruch haftet an, und die Arbeit war als Arme-Leute-Job stigmatisiert. "Ohne Not geht niemand zu den Fischen" war daher bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg ein gängiger Ausspruch.
Die Künstlerinnen Cecilia Herrero und Janet Pavone
Als zu Beginn des Wirtschaftswunders Vollbeschäftigungs-Zeiten anbrachen, wurden gerade in diesen Betrieben Arbeitskräfte knapp. In Hamburg begann 1961 die systematische Anwerbung von "Gastarbeitern“. Migrant/innen aus der Türkei und anderen Mittelmeerländern nahmen die Arbeit auf, die "Deutsche nicht mehr machen wollten“, so ein Betriebsrat aus Hamburg.(1)
Im Wandgemälde sind die Filetierinnen und die Büroangestellte durch den "Wortstreifen“ getrennt. Er enthält, wie bei allen Bildern der FrauenFreiluftGalerie, Begriffe, welche die Bildthematik in verschiedenen Sprachen assoziativ erweitern. Hier: hladnoca - Kälte (jugoslawisch), Anwerben, Windeln, odmor - Urlaub (kroatisch), agape - Liebe (griechisch), Kollegin, Traum, Geld.
Die filetierende Frauenhand oben im Gemälde ist wie eine Vision eingeblendet: Zum einen macht sie sichtbar, was die Arbeiterinnen am Tisch tun und zugleich erinnert sie an das Vorgängerbild von 1989. Dort war ebenfalls Frauenarbeit "bei den Fischen“ dargestellt.
© Elisabeth von Dücker, 2011
(1) Elisabeth von Dücker: "Wir haben immer nach Essig gestunken, aber was soll´s, man musste ja Geld verdienen“. Arbeitsbedingungen Hamburger Fischarbeiterinnen, in: "nicht nur Galionsfigur. Frauen berichten von ihrer Arbeit im Hamburger Hafen“, hrsg. v. Arbeitskreis Frauen und Museum der Arbeit (ergebnisse Verlag), Hamburg, 1989, S. 101.
Bildergalerie
Die Umrisslinien sind an der Wand.
Foto: Hildegund Schuster©
Janet Pavone bemalt die letzte Ecke.
Foto: Hildegund Schuster©
Der Künstlerin über die Schulter geschaut.
Foto: Hildegund Schuster©
Eine Linie wird festgelegt.
Foto: Hildegund Schuster©
Die Künstlerinnen:
Cecilia Herrero, Hildegund Schuster und Janet Pavone.
Foto: Hildegund Schuster ©
Abriss des alten Fischbildes bei
Hummer Pedersen. 2013.
Foto: Elisabeth von Dücker ©