Erstes Frauenwandbild
von 1989 (zerstört)
Große Elbstraße 39
 
"Frauen in der Fischindustrie, 1994"
Große Elbstraße 152
 
"Frauen bei der Kaffee-, Tabak- und Bananenernte"
"Wisch und weg - die Putzfrauen"
"Demonstrantinnen"
Große Elbstraße 164
 
"Der Streik der Kaffeeverleserinnen"
"Prostituierte"
Treppe neben Große Elbstraße 164
 
"Mädchen in Sicht - Zukunft im Hafen"
"Sprung ins kalte Wasser"
Große Elbstraße 210-212
 
"Metallarbeiterinnen und Schweißerinnen
im Hafen" - (Bild entwendet)
 
"Frauen in der Hafenlogistik"
Große Elbstraße 276
 
"Frauen zur See - Seefrauen einst und jetzt"
Neumühlen 3
Pumpwerk Nr. 69
 
"Der Elbe und der Arbeit Wellen"
Neumühlen 16-20
(Straßenkehre am Lawaetzhaus)
 
"Für die Frauen vom Dessauer Ufer"
Neumühlen 16-20
Lawaetzhaus
 
"Frauen ans Ruder"
Neumühlen 21
 
"Frauenarbeit im Hafen
von New York und Hamburg
- Ein Brückenschlag"
Große Elbstraße 132
 
Frauen in Fischindustrie
und am Fischmarkt, 2015
Große Elbstraße 268

Der Elbe und der Arbeit Wellen, 2003 / 2010

Der Entwurf

Das Gemälde

"Der Elbe und der Arbeit Wellen"
Neumühlen 16-20, Straßenkehre am Lawaetzhaus.
Entwurf und Realisation: Anja Grosse.
Fotos: Hildegund Schuster ©

2010 nach missglückter Restaurierung aufgegeben.

Wandgemälde entwendet, Wandbild aufgegeben – auch das gibt es in der FrauenFreiluftGalerie Hamburg.

Hier ist die Rede von einem Gemälde, das von der Hamburger Künstlerin Anja Grosse an der vom Bezirk Altona zur Verfügung gestellten, über 50 Meter langen Betonwand an der Straßenkehre in Neumühlen im Jahr 2003 gestaltet wurde: das elfte Bild in unserer Open-air-Galerie.

Ein Blick von oben auf eine in verschiedensten Blau- und Ockertönen schillernde Wasserfläche schuf die malerische Impression eines Flusslaufes: mit wogenden Wellen, Wirbeln, Spritzern, Strudeln: buntscheckig schimmernd, glitzernd voll heller Lichtreflexe.

Diese bewegte Wasserader bannte den Blick wegen der vibrierenden Farbigkeit, aber auch durch die Inskriptionen. Beim Nähertreten waren Worte und Sätze zu entziffern, gestaltet in verschiedenen Schreibstilen, Farben, Größen.

Der Grundgedanke: Arbeit in der zweiten Schicht zum Ausdruck zu bringen - im Haushalt, in der Familie, beim Kindergroßziehen, bei der Pflege von Angehörigen, eben Lust und Last, alles unter einen Hut zu kriegen.

Wie hängt das mit hafenbezogener Arbeit zusammen? Bei unseren Interviews mit den im Hafen beschäftigten Frauen waren die Antworten eindeutig: Erwerbs- und familienbezogene Versorgungsarbeit sind schwerlich zu trennen, denn auf die meisten wartet zuhause weitere Arbeit – auf die Fischarbeiterin, Schweißerin, Prostituierte, auf die Kaffeeverleserin oder die Ingenieurin.

Anja Grosse beim Malen

Anja Grosse beim Malen

Die zweite Schicht als Bildthema war in der FrauenFreiluftGalerie bis dahin nur in den die Gemälde begleitenden Wortstreifen repräsentiert. So kam es zur Gestaltungsidee, Zitate aus den Hafenfrauen-Interviews in die Wellen einzuschreiben. Der Titel „Der Elbe und der Arbeit Wellen“ ist, leicht ironisierend, entlehnt bei einem Stück Weltliteratur: „Des Meeres und der Liebe Wellen“ von Franz Grillparzer.(1)

Einige Beispiele der Worte in den Wellen:
„Schlüsselkinder“. „Da hat man jede Woche Fischwäsche gewaschen“. „Entweder der Mann oder das Kind“. „Mitunter hatten wir auch ganz schön schwache Männer; das sind nicht alles solche Kerle“. „Mein Mann war arbeitslos und kümmerte sich um Pils und Korn“. „Wenn ich noch kleine Kinder gehabt hätte, wäre das auch nicht gegangen“.

Im Jahr 2010 musste in Folge des harten Winters auch dieses Gemälde restauriert werden. Die mit der Restaurierung ihres Werkes beauftragte Künstlerin veränderte ihren Auftrag einseitig dahingehend, das Gemälde neu formulieren zu wollen. Das führte zu Differenzen mit der Leitung der FrauenFreiluftGalerie. Bedauerlicherweise kam es zu keiner Einigung, so dass dieses Bild aufgegeben worden ist.

© Elisabeth von Dücker, 2011

(1) Trauerspiel in fünf Aufzügen, 1840